Jeder Amoklauf der verübt wird läuft innerhalb kürzester Zeit auf immer die gleiche Frage hinaus: hatte der Täter Gewaltspiele auf seinem Computer? Counter Strike? In den allermeisten Fällen ist die Antwort ein klares "Ja!". Der Aufschrei nach einem Verbot wird dann immer für eine kurze Zeit sehr laut und verstummt fast genauso schnell wieder. Das Problem bei der Verbotsforderung ist die fehlerhafte Beurteilung von Ursache und Wirkung.
Selbstverständlich können Ego-Shooter als Ursache für Amokläufen angesehen werden. Gleichermaßen kann man jeden gewaltfreien Flugsimulator als Auslöser für einen 11. September ansehen. Man kann es noch provokativer formulieren: Statt am PC zu sitzen, sollten Kinder ein Buch lesen. Beispielsweise eine Bibel, einen Koran oder einen Tanach. Dort geht es immerhin um Gott - natürlich ist das lediglich die Ursache von 4000 Jahren an nahezu ununterbrochenen Religionskriegen irgendwo auf der Welt - halb so schlimm!
Fast wie selbstverständlich tut dies aber kaum jemand. Wieso dann bei Ego-Shootern? Einen logischen Grund gibt es nicht. Genauer durchdacht sind Ego-Shooter sogar begrüßenswert! Eine Analogie ist im Sport zu finden: Anstatt, dass sich Jugendliche auf der Straße prügeln, sollten sie ihre überschüssige Energie beim Boxsport verbrauchen, wo niemand zu Schaden kommt. Genauso können Jugendliche lieber ein Gewaltspiel spielen, als mit einer echten Waffe auf echte Menschen zu schießen - es ist und bleibt ein Spiel!
Es gibt wissenschaftliche Studien, die auch einwandfrei belegen, dass Counter Strike und andere Ego-Shooter nicht zu Amokläufen führen, sondern die Ursachen weit darüber hinaus gehen.
Die Gefahren liegen deshalb nicht in Computerspielen, denn es gibt selbst bei Counter Strike Spieler wesentlich mehr Personen, die diesen Ego-Shooter spielen, als solche, die als vermeintliches Resultat daraus zu Amokläufern werden. Deshalb ist das Spielen von Ego-Shootern begrüßenswert, da hier ein mögliches Risiko von Amokläufen überprüft werden könnte.
Ein Drogenabhängiger findet auch Wege um verbotene Mittel zu bekommen - so würde dies auch bei kriminalisierten Spielen enden. Ein zukünftiger Amokläufer würde bis zur Durchführung der eigentlichen Tat einen Weg finden das Verlangen seines Gehirns anderweitig mit Gewaltdarstellungen versorgen. Der Unterschied ist lediglich, dass dies viel versteckter geschehen und eine frühzeitige Intervention unmöglich machen würde.
Statt eine endlose Diskussion über sinnlose, oder eher kontraproduktive Verbote einzelner Spiele in der Politik zu führen, sollte eingesehen werden, dass Gewaltprävention durch verstärkte Investitionen in die Ursachenforschung effektiver zu realisieren wäre. Ein zukünftiger Amokläufer wird auch ohne Counter Strike einen Amoklauf verüben. Würde jedoch jeder Counter Strike Spieler unter Aufsicht spielen gelassen werden und würden nicht Politiker, Polizisten oder Eltern darüber urteilen, sondern fachkundige Wissenschaftler die Vorgänge im Gehirn eines Spielers mittels EEG auf Auffälligkeiten hin untersuchen, könnten auf lange Sicht gewaltbereite Jugendliche von sonstigen Spielern unterschieden werden. Dies würde eine frühzeitige psychologische Betreuung ermöglichen, die, konsequent durchgeführt, das Problem wesentlich effektiver beseitigen könnte.
Letztlich ist die Frage nämlich nicht, ob ein Ego-Shooter Spieler einen Amoklauf zu verüben gedenkt, sondern welche grundlegenen Ursachen überhaupt dazu geführt haben, dass ein Jugendlicher ein Interesse an Gewaltspielen entwickelt hat. In einem zweiten Schritt müsste dann geklärt werden, ob dieses Interesse an Gewalt zu einem Amoklauf führen könnte.